Familienaufstellung

Bei der Familienaufstellung dreht es sich vor allem um persönliche Belange. Dabei geht die systemische Theorie davon aus, dass wir alle sehr viele der ungelösten Probleme unserer Ahnen mit uns herumtragen, ja sie teilweise in unserem Leben stellvertretend lösen wollen. Da dies oft unbewusst geschieht, wird es nicht selten als Last empfunden. Wenn Sie das Gefühl haben „Das bin doch gar nicht ich!“ oder „Warum reagiere ich eigentlich immer so?“, wenn Sie doch eigentlich von Ihrem Wesen oder Ihrem Denken her ganz andere Verhaltensmuster präferieren – dann steckt oftmals dahinter ein übernommenes Gefühl der Mutter, des Vaters, der Großmutter, des früh verstorbenen Onkels usw., das Sie ausagieren.

Um sich dieser Muster und Fremdgefühle bewusst zu werden und sie wieder dorthin zurückzugeben, wo sie hingehören, ist die Familienaufstellung eine glänzende und bewährte Methode. Durch das sogenannte „wissende Feld“, das jede*r von uns mit sich trägt und in dem alle individuellen aber auch Familienerfahrungen gespeichert sind, sind auch verborgene und verschwiegene Themen zugänglich. Gerade in Deutschland mit seiner schweren Vergangenheit des I. und II. Weltkrieges gehen durch viele Familien tiefe Verletzungen, seien sie durch Gefallene, durch Verfolgte, Ermordete, durch Mitläufer oder Täter hervorgerufen. Auch die Erfahrungen von Bombardements und der Vertreibung können noch nach drei Generationen als tiefe Verunsicherung und Heimatlosigkeit in uns wirken. Auch die Corona-Krise wird uns in den nächsten Jahren mit großer Wahrscheinlichkeit als kollektive Verunsicherung und Zäsur in Aufstellungen begegnen.

Ein weiteres großes Feld, in dem die Familienaufstellung viel Gutes bewirken kann, sind Probleme nach Abtreibungen und Fehlgeburten. Oft ist der Schmerz zu groß, um diesen Kindern einen Platz in unserem Familienbewusstsein zu geben. Eine Aufstellung kann dafür einen guten Rahmen bieten, ich biete sie sowohl für Einzeltermine an, gerne aber auch als Gruppenseminar.

Weiterhin ist es möglich, sogenannte „Symptomaufstellungen“ zu Krankheiten und Traumata (z.B. Missbrauch) zu machen, die oft sehr tiefgreifend sind.

Oft werde ich gefragt: „Was für einen Sinn hat es, Altes wieder aufzuwärmen?“

Ich denke, dass es wichtig ist, seine Ahnen zu kennen und zu ehren. Kein Baum kann ohne seine Wurzeln wachsen und aufrecht in der Welt stehen – oder wie der Aufsteller Bertold Ulsamer es im Titel seines empfehlenswerten Buches benannt hat: „Ohne Wurzeln keine Flügel“.  Wir sind immer mit unserer Herkunft verbunden, auch wenn wir das nicht wollen. Viele von uns wollen auf gar keinen Fall wie die eigene Mutter/ der eigene Vater werden oder sich an bestimmte, schmerzhafte Ereignisse erinnern.

Je mehr wir uns aber dagegen wehren, umso mehr halten wir das, was wir loswerden wollen, in unserem Bewusstsein („Denken Sie nicht an einen blauen Elefanten“). Wenn es sich dann noch um unbewusst übernommene Gefühle von jemandem aus unserem Familiensystem handelt, den wir unter Umständen gar nicht oder nur entfernt kennen (z.B. ein früh verstorbenes Geschwister oder den von den Nazis ermordeten Großonkel), dann ist von der oft beschworenen „persönlichen Freiheit“ kaum noch zu reden.

Meist erkennen wir solche übernommenen Gefühle daran, dass sie in unserem Leben Irritationen hervorrufen, in unserem eigenen Lebenskontext keinen Sinn ergeben. Sobald wir aber eine Erklärung finden, können wir diese Gefühle anders verstehen und integrieren, sie vielleicht sogar als etwas Besonderes ehren, das uns freundlich an unsere Ahnen erinnert. Ohne diese Menschen gäbe es uns schließlich nicht. Möglicherweise erleben wir dieses irritierende Gefühl in unserem Leben auch noch nach der Aufstellung. Doch wenn wir wissen, dass z. B. diese ganz bestimmte Depression zur Mutter gehört oder unsere Aggression eigentlich ein ungelebtes Gefühl des Vaters ist, so können wir uns lediglich als Instrument wahrnehmen, durch das sich das Symptom zeigt, ohne dass wir uns damit identifizieren und darunter leiden müssen.

Häufig konnten die angemessenen Gefühle zu der Zeit nicht gefühlt werden, als die Ereignisse eintraten, weil kein Raum dafür da war oder das Umfeld es nicht erlaubte. Oder es handelte sich um massive, traumatisierende Ereignisse, die ohne angemessene Unterstützung (etwa ritualisierte Behandlung, Seelsorge oder Psychotherapie) nicht zu bewältigen waren und wie abgespaltene Anteile unserer Person gewisse Gefühle und Lebensenergien binden. Auch in diesem Fall ist es eine große Erleichterung, in einer Familienaufstellung zu hören und zu sehen, dass das Gefühl zwar richtig und auch da ist, aber einfach Ort und Zeit nicht stimmten.

Diesem abgespaltenen Gefühl jetzt Raum und Zeit zu geben, es gleichsam wieder zu re-integrieren, kann ein im wahrsten Sinne des Wortes ihr Leben „bewegendes“ Ereignis sein!

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